Es gibt keine richtige oder falsche Entscheidung. Es gibt erstmal nur eine Entscheidung. Diese wird erst im Rückblick zu einer richtigen Entscheidung – oder eben zu einer falschen. Abhängig ist das insbesondere von unserem Handeln, das nach einer getroffenen Entscheidung folgt.
Rückgängig machen lassen sich einmal getroffene Entscheidungen nicht. Aber was spricht dagegen, eine neue Entscheidung zu treffen? Eine Entscheidung, die aufgrund neuer Situationen, neuem Wissen, neuen Erfahrungswerten, einer veränderten Gesamtlage heute anders ausfällt, als die in der Vergangenheit einst getroffene Entscheidung? Das heißt nicht, dass die damals getroffene Entscheidung zwingend falsch gewesen sein muss. Ganz im Gegenteil.
Seien wir ehrlich. Wir können so viel, oft und intensiv nachdenken, abwägen, analysieren und diskutieren, wie wir wollen. Es wird uns nicht immer gelingen, Entscheidungen zu treffen, die auch an jedem Tag in der Zukunft nochmal genau so von uns getroffen würde. Die Welt bleibt nicht stehen, Umstände verändern sich. Technologien verändern sich. Wissen verändert sich. Wir verändern uns. Im Kleinen als Individuum wie auch im Großen als Gesellschaft. Was sich allerdings nicht verändern sollte ist die Bereitschaft, immer wieder Entscheidungen zu treffen. Es gibt nicht nur den einen Weg, der stur geradeaus führt. Ab und wann biegen Zweigungen ab. Nur weil wir den Weg einmal eingeschlagen haben, sollten wir uns nicht an jeder dieser Abzweigungen immer wieder die Frage stellen: Weiter geradeaus gehen oder einen neuen Weg einschlagen?! Weiter festhalten an dem, was wir haben oder auch mal loslassen und damit die Hand freizuhaben, um etwas neues zu (er-)greifen?!
Es ist nie zu spät das richtige zu tun. Dies gilt für alle Lebensbereiche: Ob im beruflichen Umfeld, bei der Einführung einer Software-Lösung, bei der Wahl von politischen Verantwortlichen, bei Partnerschaften, beim Fahrradkauf oder beim Anstrich der eigenen vier Wände, fühlt es sich nicht mehr richtig an, dann ist auch eine einst getroffene Entscheidung alleine kein Grund dafür, nicht neu dagegen zu entscheiden. Zwanghaft an Altem festzuhalten, nur um eine neue Entscheidung zu vermeiden kann sich ganz schnell auch zu einer falschen Entscheidung entwickeln.
Wichtig ist es daher, die Angst vor Entscheidungen abzulegen, die sich rückblickend als falsch herausstellen könnten. Ja, Entscheidungen können weh tun, sie können sich negativ auswirken und ja, sie können im Falle von Chirurg*innen oder Sprechstoffräumer*innen auch Menschenleben kosten. Entscheidungen zu treffen entbindet nicht davon, zuvor Wissen abzugleichen. Vor allem aber sind es die Erfahrungen aus vorangegangenen Entscheidungen, die hier mit einfließen. Und jede einzelne Entscheidung an sich bedeutet auch eine weitere Erfahrung.
In 99,9 % hat das Durchschneiden des roten Kabels die Bombe entschärft? Nur noch 3 Sekunden auf der Uhr und kein wahrnehmbares Anzeichen, was dagegenspricht, auch dieses Mal das rote und nicht das blaue Kabel durchzuschneiden? Durchschneiden oder nicht?
Angst vor Fehlern und „falschen“ Entscheidungen war noch nie ein guter Ratgeber – und wird es auch niemals sein. Eine Kultur der Angst führt zu Abschottung, Misstrauen und Unsicherheit. Demgegenüber steht eine aktive und positive Entscheidungskultur, die auf geteiltem Wissen, Partizipation und Lernen basiert.