Potsdam ist die Landeshauptstadt des Bundeslandes Brandenburg und grenzt im Nordosten an die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, Berlin. [1] Die Stadt hat knapp 145.000 Einwohner und kann sich einer reichhaltigen und historischen Kultur- und Denkmalsammlung erfreuen. Potsdam gehört zu den schönsten Städten Deutschlands und macht sich besonders in der Medienbranche von Jahr zu Jahr einen besseren Namen.
Aber es gibt auch dunkle Flecken in der Vergangenheit Potsdams:
„Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus fand am 21. März 1933 der „Tag von Potsdam“ statt, ein Staatsakt in der Potsdamer Garnisonkirche, bei dem der greise Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler die Hand drückte und damit ein Bündnis von Militär (Reichswehr) und Nationalsozialismus symbolisierte.“ [1]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Potsdam von der Roten Armee eingenommen und war bis zur Deutschen Wiedervereinigung Teil der DDR.
Doch die Vergangenheit scheint Potsdam nicht völlig los zu lassen. Im Gegenteil, sie holt die Stadt und seine Bürger ein und lässt die Menschen erschauern. Denn auch in Potsdam greift die rechte Gewalt um sich.
Auf einem HipHop-Festival, welches am Samstag, den 11. Juni 2005 in Potsdam stattfand kam es zu einem Zusammenstoß mit Neonazis. „zwei Kinder von der sogenannten AntiAntifa schnüffelten auf dem Fest rum“. Allerdings wurden sie glücklicherweise erkannt und des Platzes verwiesen. „Die beiden sind dann wohl zu ihren großen Brüdern gelaufen und haben denen wohl die Ohren vollgejammert“, worauf hin 6 bis 8 Neonazis auf das Festivalgelände kamen und mit Schlägen und Gewalt gedroht hatten. Auch wenn der Veranstalter diese Gruppe Rechtsextremisten durch Einschalten der Polizei wieder entfernen konnte, kam es bis zum Ende des Festivals immer wieder zu Zusammenstößen mit Neonazis, die ein ums andere Mal versuchten Stress zu machen. [2]
Am vorletzten Juni-Wochenende „fanden in Potsdam mehrere antirassistische und antifaschistische Veranstaltungen statt, unter anderem das Stadionfest `Der Ball ist bunt`, die Tagung `Perspektiven antifaschistischer Gedenkarbeit` und eine Veranstaltung zu rechtsextremer Musik.“
Dazu meint Lilli Krönigen, Pressesprecherin des Bündnisses madstop:
„Es ist ein Skandal, dass an einem Wochenende, an dem ehemalige KZ- Häftlinge über die Zukunft der Gedenkstätten des nationalsozialistischen Terrors diskutieren, militante Neonazis versuchen, Potsdam in eine „national befreite Zone“ verwandeln.“ [3]
Anfang Juli „überfielen zirka 15 einschlägig bekannte Rechtsextreme einen Angehörigen der linken Szene und seinen Freund“ schreibt das Internet-Magazin Inforiot. [4] Und weiter heißt es: „Mit abgeschlagenen Flaschen und mit Springerstiefel-Tritten ins Gesicht bzw. auf den Kopf wurden die beiden Opfer des rechtsextremen Terrors (…) traktiert.“ Eines der beiden Opfer erlitt eine zentimeterlange Schnittverletzung am Kinn, „das zweite musste mehrere Tage wegen eines Schädel-Hirn-Traumas stationär im Krankenhaus behandelt werden.“
„Deutscher Mob greift Kameruner an“titelte indymedia am 08. August 2005. [5] Eine Bande von 6 Neonazis griff demnach am 07. August nachts 5 Migranten an. „Zunächst brüllten Sie rassistische Parolen auf die Gruppe, um dann den Angriff zu starten.“ Die Neonazis, darunter auch eine Frau, „schlugen einen Mann nieder, der dadurch Verletzungen an der Schulter und am Ellbogen erlitt- zwei Täter traten weiter auf den am Boden liegenden ein.“
Am 13. August wurde ein 22-jähriger nachdem er eine private Party verlassen und mit dem Fahrrad nach Hause fahren wollte mitten in der Stadt von einer der „rechten Szene zuzuordnende Personengruppe“ angehalten und verprügelt. [6]
In der Potsdamer Lokalpresse ist von einer „Gewaltspirale“ die Rede und von „kriegsähnlichen Szenarien zwischen rechten und linken Jugendlichen.“ [4] Dabei weist Inferion darauf hin, dass es keinen Kampf zwischen „links“ und „rechts“ gibt. Vielmehr sind es rechtsextremistische Neonazis, welche die demokratischen und friedlebigen Bürger Potsdams terrorisieren.
Bei der Polizei in Potsdam gibt es bisher „keine vernünftige Strategie, um gegen die überschaubare Gruppe von Neonazis vorzugehen“, die in den vergangenen Wochen und Monaten Angst und Schrecken in der Stadt verbreiteten.
„Polizisten (…) äußerten persönliche Angstgefühle, bestätigten ein Klima der Unsicherheit und bestätigten, dass es Koordinationsprobleme bei der Polizei gebe.“ [7]
Auch die Berliner taz schreibt, in Potsdam „unterschätze die Polizei nach wie vor die Gefahr, die von der rechten Szene ausgehe.“
In einem Interview mit Tamás Blénessy vom Verein „Jugend engagiert in Potsdam“ und der Opfer rechter betreut. Laut Blénessy „tummeln sich hier seit einiger Zeit auch Mitglieder der Kameradschaften Tor und Baso, die in Berlin seit dem Verbot einem immensen Verfolgungsdruck ausgesetzt sind.“
Immerhin gibt es mittlerweile die Sonderkommission „Potsdam“, die sich nun mit der Gewalt rechtsextremistischer Neonazis beschäftigen soll.
Das Brandenburgische Innenministerium warnt außerdem vor rechtsextremistischer Wahlwerbung an Potsdamer Schulen: „NPD und Kameradschaften wie der „Märkische Heimatschutz“ versuchten, ihren Einfluss auf Kinder und Jugendliche zu verstärken.“ [8]
Es sind nur einige Beispiele, die ich hier aufgelistet habe, es ließe sich nahezu endlos fortsetzen. Es ist erschreckend, dass rechtsextremistische Gewalt doch scheinbar schon zum alltäglichen Leben in vielen Städten und Regionen in Deutschland gehört.
Unter http://www.inforiot.de/material/antifapotsdamaug05.pdf gibt es übrigens eine umfangreiche Auflistung rechter Vorfälle in Potsdam und Umgebung.
Es werden Fensterscheiben eingeworfen, alternative Jugendliche, Ausländer, Migranten angegriffen, bedroht und verfolgt.
Ach ja, „Gewaltspriale“, davon redet die lokale Presse, weil es neben unzähligen Übergriffen von Neonazis auch einen (!) gegen einen vorbestraften Rechtsextremisten gab: Jugendliche fügten ihm bei einer Schlägerei eine Platzwunde und einige Prellungen zu. Gegen eine 21-jährige wird nun „wegen versuchten Mordes ermittelt.“ [4]
Wir erinnern uns: Gegen die 15 Rechtsextremisten, die ein oben erwähntes Opfer mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus lieferten wird wegen schwerer Körperverletzung ermittelt…
„Jeder kann der nächste sein: ein politischer Aufnäher, eine alternative Frisur, eine krumme Nase, die falsche Hautfarbe, ein T-Shirt einer linken Musikgruppe oder eben Engagement gegen Rechts sind Anlass genug, um Opfer rechter Gewalt zu werden.“ [4]
Deswegen muss endlich etwas gegen diese Gefahr von rechts unternommen werden. Es kann nicht sein, dass die Menschen in vielen Teilen Deutschlands in Angst vor Neonazis leben von Übergriffen bedroht sind. Stoppt diesen Wahnsinn!!!
bluejax
Rottenburg, den 01. September 2005
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Potsdam
[2] http://inforiot.de/news.php?topic=news&article_id=4919
[3] http://inforiot.de/news.php?topic=news&article_id=4998
[4] http://inforiot.de/news.php?topic=news&article_id=5077
[5] http://www.de.indymedia.org/2005/08/124722.shtml
[6] http://inforiot.de/news.php?topic=news&article_id=5307
[7] http://inforiot.de/news.php?topic=news&article_id=5077
[8] http://inforiot.de/news.php?topic=news&article_id=5415
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Erstveröffentlichung bei www.myblog.de/bluejax: 1.9.05 17:12
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