„Lasst sie kommen, ich will ihnen Wohnung geben!“ [1] lauteten die Worte des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., als eine 13-köpfige böhmische Abordnung im 18. Jahrhundert bei ihm vorstellig wurde und um Erlaubnis bat, sich in Berlin ansiedeln zu dürfen.
In Böhmen, dem heutigen Tschechien, herrschte seinerzeit ein Glaubenskrieg. Menschen wurden aufgrund ihrer Religion und ihrer Einstellung verfolgt, gequält und aus ihren Häusern vertrieben. Um das Leben von sich und ihren Familien zu retten, mussten Sie schließlich das Land verlassen. Sie sammelten sich zunächst in kleineren Ortschaften in der Nähe von Dresden, die aufgrund der dort ebenfalls vorherrschenden Armut auf Dauern allerdings überfordert waren und den böhmischen Flüchtlingen keine nachhaltige Perspektive bieten konnten. „Wie groß aber auch die barmherzige Liebe war, mit der man die Verbannten in den einzelnen Ortschaften aufnahm, auf die Dauer konnten sie dort nicht bleiben, war es doch den kleinen und oft nicht reichen Ortschaften unmöglich eine von
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Jahr zu Jahr anwachsende, von Mitteln entblößte Gemeinde längere Zeit zu beheimaten“ [2].
Das Ersuchen nach Hilfe und Aufnahme
Aus diesem Grund entsandten die böhmischen Flüchtlinge jene Abordnung um den Prediger Liberda zum damaligen König und erbaten bei ihm, der zuvor schon Salzburger Emigranten aufgenommen hatte, um Hilfe. König Friedrich Wilhelm I. war zunächst hin und hergerissen und wusste nicht recht, wie mit der Situation umzugehen. Rang er sich zunächst durch, dem Anliegen der böhmischen Flüchtlinge stattzugeben, verweigerte er Ihnen kurze Zeit später, als er von ihrem durch Armut und Elend gezeichneten körperlichen Zustand erfuhr, doch die Einreise. Die Flüchtlinge wurden schutzlos an der Grenze von Sachsen im Stich gelassen, wo sie irritiert und hilflos umherirrten. Die Nerven lagen zunehmend blank.
„Es hilft alles nichts, ihr müsst noch einmal zum König nach Berlin. Vielleicht hat er es sich doch überlegt und lässt uns kommen […] Seht euch doch die Frauen und Kinder an! […] Lange dauert es sowieso nicht mehr, dann liegen alle auf dem Friedhof.“ [3].
Und tatsächlich, nach einer abermaligen Vorstellung beim König, gab dieser der Bitte der Flüchtlinge schließlich statt. 500 Böhmen wurden schließlich auf Berlin und die umherliegenden Dörfer verteilt. Der König beließ es nicht dabei, ganz im Gegenteil. Er kaufte Äcker im in der Nähe von Berlin gelegenen Dorf Rixdorf, auf und teilte sie unter jenen Böhmen, die in ihrer Heimat bereits als Bauern gearbeitet hatten, auf. Zudem erhielt jeder Bauer zwei Kühe, zwei Pferde und das nötige Gerät, um die Felder zu bestellen. Um Ihnen den Anfang zu erleichtern, befreite er die Neuankömmlinge von der Steuer und erließ ihnen die ersten beiden Jahre die Pacht. Gleichzeitig ließ er neun Häuser bauen, um Familien ein Dach über dem Kopf zu geben.
Die kritische Phase
Bei den Einheimischen stieß der König mit dieser vermeintlich bevorzugten Behandlung der Fremden auf Neid und Argwohn. Zumal der Zuzug in die böhmische Siedlung immer weiter anwuchs, weil mehr und mehr Böhmen kamen, um auf den Feldern bei der Ernte zu helfen, um sich so eine neue Perspektive zu erarbeiten. Die Wohnsituation spannte sich an, da immer mehr Menschen auf immer weniger Raum zusammenrücken mussten.
Die böhmischen Migranten wandten sich abermals an den König: „Wir sind in Böhmen Bauern gewesen und das Leben auf dem Lande gewohnt. Da in Rixdorf aber keine Äcker zu bekommen sind, haben wir bisher mit Ernte- und Drescharbeit, Holzhauen und ähnlichen Beschäftigungen unser Geld verdient. Außerdem spinnen wir Wolle und weben Stoffe, so dass wir niemandem zur Last fallen. Da wir die Häuser selbst bauen wollen, bitten wir um fünfzehn Stämme Holz für jede Familie.“ [4]
Der Beginn einer gemeinsamen Zukunft
Der König war überzeugt und gab der Bitte der Böhmen statt. Er ließ Holz aus dem Cöpenicker Amtsforst schlagen und schenkte es den böhmischen Familien, die in den folgenden vier Jahren 20 neue Häuser errichteten. Auf diese Weise wuchs neben dem ursprünglichen Dorf (Deutsch-)Rixdorf das Dorf Böhmisch-Rixdorf heran, das sich aufgrund seiner fleißigen und engagierten Bewohner immer weiter vergrößerte. Gab es zu Beginn noch regelmäßig Streitereien zwischen den parallel existierenden Deutsch-Rixdorf und Böhmisch-Rixdorf, so wurden diese auf königlichen Erlass hin 1873 zu Rixdorf vereinigt.
Damit endeten nicht nur die Konflikte, sondern es begann ein unglaublicher Aufschwung, zu welchem die einstigen Flüchtlinge, einen wesentlichen Anteil beigetragen haben. Aus den böhmischen Migranten wurden gebürtige Dörfler, deren Nachkommen inzwischen längst den gutbürgerlichen Kern bilden; aus ihrem einstigen Zufluchtsort wurde ihre neue Heimat. Aus dem Dorf wurde eine Großstadt und aus Rixdorf schließlich das heutige Neukölln – welches die böhmischen Traditionen heute als Teil seiner eigenen Identität versteht und zelebriert.
Jenes Neukölln, das heute insbesondere wegen eines durch verantwortungslose Medien, populistische Politiker sowie niemals hiergewiesenen Gutmenschen-Hassern verzerrten und zusammenhanglos gezeichneten Bild deutschlandweit als Innbegriff für eine vermeintlich gescheiterte Integration von Migranten steht. Das ist Wasser auf die Mühlen von reaktionären, rassistischen und rechtspopulistischen Wenigen und lässt jedem hier tatsächlich lebenden Einwohner das Herz bluten. Denn Neukölln steht – trotz allen Brennpunkten und Problemen – in Wahrheit für eine der schönsten Erfolgsgeschichten deutscher Integration und blickt – im Gegensatz zu mancher sich neuen Impulsen gegenüber abschottenden Ortschaft – nicht zuletzt auch wegen seiner Fremden gegenüber aufgeschlossenen und hilfsbereiten Bevölkerung einer spannenden Zukunft entgegen.
Was wir daraus lernen können
Was wir von Rixdorf lernen, das ist die Geschichte vom Umgang der politisch Verantwortlichen mit Menschen, die in ihrem Land verfolgt, gequält und unterdrückt wurden und sich auf der Suche nach Schutz, Hilfe und einer Zukunft an uns wenden; es ist die Geschichte, wie man trotz einer zu Beginn vorherrschenden Überforderung im Umgang mit einer bis dahin unbekannten Situation nicht die Angst über die Barmherzigkeit obsiegen lässt; es ist die Geschichte, wie man sich trotz Neid und Argwohn der Bevölkerung nicht in seiner Entscheidung verunsichern lassen sollte, Menschen in Not zu helfen und ihnen alle möglichen und nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen, um ihnen eine neue Zukunft zu ermöglichen; es ist die Geschichte vom fruchtbaren Beginn eines gemeinsamen Neuen über das Verotten eines ausgedienten Alten; es ist die Geschichte von Toleranz, Aufgeschlossenheit und von Menschenwürde; Es ist ein wichtiger Teil und Fundament unserer Deutschen Geschichte.
Mögen die heutigen selbsternannten Könige von Deutschland sich solcher Geschichten der deutschen Vergangenheit besinnen und trotz verständlicher Verunsicherung letztlich doch jene Barmherzigkeit gegenüber geflüchteten Menschen erweisen, wie dereinst. Und mögen wir als Bevölkerung bis dahin unser Möglichstes geben, diesen Hilfe suchenden Menschen einen Neuanfang zu ermöglichen, der das Fundament für eine gemeinsame Zukunft legt, von der alle zusammen und nicht nur einzelne Wenige alleine profitieren. Lassen wir den positiven Teil der ansonsten von viel zu viel Menschenunwürdigkeit, Hass und Schande gezeichneten deutschen Geschichte wiederholen und damit den Rassisten unter uns den Nährboden für ihren Hass entziehen. Lasst uns Empathie und Menschlichkeit leben.
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[1] Brode, Eugen (1899): Geschichte Rixdorf; Verlag Mier & Glasemann, Rixdorf. S 88
[2] ebd. S. 88
[3] Borschmann, Heinz (1954): „Heimathefte Berlin – Richardsdorf, Rixdorf, Neukölln“; Orbis Verlag, Berlin. S. 38
[4] ebd. S. 40