In den vergangenen Tagen wurde in Deutschland viel über das wissenschaftliche Arbeiten und das Schreiben von Dissertationen gesprochen. Grund hierfür waren die offensichtlichen Plagiate in der Doktorarbeit des amtierenden Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Es gab kaum ein anderes Thema, welches in dieser Zeit so sehr in deutschen Massenmedien und in Sozialen Medien diskutiert wurde. Schnell machte der Vorwurf einer politischen Kampagne und/oder einer Medieninszenierung die Runde. Gab es nicht wichtigere Themen, mit denen sich die Journalisten und Multiplikatoren auseinandersetzen sollten?! Handelte es sich bei der ganzen Geschichten nicht um eine Lappalie?! So lauteten nur zwei der Hauptkritikpunkte, die von den zahlreichen Guttenberg-Befürwortern vorgebracht wurden.
Grund genug sich einmal etwas genauer mit der Thematik auseinanderzusetzen. Was bedeutet denn eigentlich „Journalismus“? Mit was hat sich dieser zu beschäftigen? Welche Aufgabe kommt den Journalisten in unserer demokratischen Gesellschaft zu und was hat das womöglich sogar mit den Revolutionen in Tunesien, Ägypten oder Libyen zu tun? Was könnte wohl besser geeignet sein, um dieser Frage auf den Grund zu gehen, als ein kleiner Blick in die wissenschaftliche Fachliteratur?! Natürlich zitiert und mit Quellen…
Annäherung an den Journalismus-Begriff
„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien“ (Luhmann 2009: 9). Mit diesem Satz beginnt Luhmann sein Werk `Die Realität der Massenmedien`, in welchem er sich systemtheoretisch mit den Massenmedien auseinandersetzt. Wenn Luhmann den Begriff der Massenmedien definiert als „Einrichtungen der Gesellschaft […], die sich zur Verbreitung von Kommunikation technischer Mittel der Vervielfältigung“ bedienen, wie „vor allem […] Bücher, Zeitschriften, Zeitungen […], die durch Druckpresse hergestellt werden; aber auch […] photographische oder elektronische Kopierverfahren jeder Art, sofern sie Produkte in großer Zahl mit noch unbestimmten Adressaten erzeugen“ (Luhmann 2009: 9), dann ist es nichts anderes als der Journalismus, den er damit gleichzeitig beschreibt.
Das Wort Journalismus stammt von dem französischen Wort `le jour` ab, was im deutschen `der Tag` bedeutet und umfasst die Arbeit der im Journalismus tätigen Akteure, den Journalisten. Von `dem` Journalismus zu sprechen ist ein äußerst schwieriges Unterfangen, denn viel zu facettenreich und unterschiedlich gestalten sich die verschiedenen Aufgaben und Leistungen, die mit dem Begriff des Journalismus verbunden sind (vgl. Szyszka 1997). So unterscheidet sich beispielsweise nicht nur die Zielsetzung des Marketingjournalismus fundamental von jenem des Aufklärungsjournalismus, sondern damit einhergehend auch das Rollenselbstverständnis der handelnden Akteure dieser beiden sowie aller dazwischen liegenden oder angrenzenden journalistischen Bereiche (vgl. Weischenberg 1995: 334 ff.). Beim Journalismus handelt es sich vielmehr um ein „außergewöhnlich heterogenes Funktionssystem, das sich nicht auf einen einfachen Nenner bringen lässt“ (ebd.: 449 f.).
Funktionen des Journalismus
Stephan Ruß-Mohl definiert als wichtigste Funktionen des Journalismus ´Information´, ´Artikulation´, ´Agenda-Setting´, ´Kritik und Kontrolle´, ´Bildung´, ´Sozialisation und Führung´ sowie ´Integration´ (vgl. hierzu Ruß-Mohl 2003: 21 ff.): Von den Medien würde demnach erwartet, dass sie reichhaltige Informationen bereit stellen und an die Rezipienten herantragen, damit diese sich eine eigene Meinung bilden und somit ihren staatsbürgerlichen Rechten und Pflichten nachkommen können (Information). Diese Informationen werden für die Rezipienten nicht nur verständlich und möglichst abwägend nahegebracht (Artikulation), sondern alleine durch die Berichterstattung erst öffentlich relevant. Erst durch diese Relevanz rücken Themen in den Aufmerksamkeitsbereich der Öffentlichkeit und werden somit von der Gesellschaft wahrgenommen und diskutiert (Agenda Setting).
Das Selbstverständnis der Journalisten sieht Ruß-Mohl dabei in einer gesellschaftlichen Rolle als vierter Gewalt im Staat, in der sie eine wichtige Überwachungsfunktion von Exekutive, Legislative und Judikative ausführen (Kritik und Kontrolle). Mit dieser Kontrollfunktion sowie mit der Rolle als aufklärender und erklärender Berichterstatter tragen Journalisten dazu bei, dass sich die Bürger ein eigenes differenziertes Bild von unter Umständen komplexen Sachverhalten machen und darauf aufbauend Entscheidungen treffen können (Bildung). Hieraus resultiert zwangsläufig eine Entwicklung, in der die öffentliche Meinung der zuvor durch die Medien veröffentlichten Meinung folgt, durch diese also fundamental und nachhaltig geprägt und teilweise vorgegeben wird.
Medien nehmen dabei nicht nur eine führende Rolle ein, sondern sie wirken dabei auch gleichzeitig erziehend (Sozialisation und Führung). Ergänzt wird diese Aufgabe der Meinungsbildung durch eine in den vergangenen Jahren immer stärker werdenden Nachfrage der Unterhaltungsfunktion des Journalismus (Unterhaltung). Aufgrund ihrer gesellschaftlich enorm wichtigen Stellung kommt den Medien darüber hinaus eine Schlüsselfunktion im interkulturellen Austausch zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Schichten sowie zwischen unterschiedlichen kulturellen Gemeinschaften zu. Dies schließt neben dem Bereich der Bildung durch Informationen, auch die Vorbildfunktion für gesellschaftliche Entwicklungen mit ein, die durch die Aufbereitung und Integration gesellschaftlicher Randgruppen angestoßen wird (Integration).
Journalismus und Öffentlichkeit
Es sei in Anlehnung an die Bereiche Öffentlichkeit und öffentliche Meinung (auf die ich in diesem Artikel allerdings nicht weiter eingehen möchte) darauf verwiesen, dass die Medien, und damit auch der Journalismus, ihre Aufgabe darin verstehen, als Kommunikatorsystem strukturierte – idealerweise objektive und unabhängige – Informationen an ein `disperses Publikum` (nach Gerhard Maletzke, 1963) zu senden, um damit einen Meinungsbildungsprozess sowie die Herstellung einer öffentlichen Meinung sicherzustellen (vgl. hierzu auch das Arenenmodell nach Friedhelm Neidhardt, das ich bereits in zwei älteren Artikeln etwas näher beschrieben habe).
In der modernen Gesellschaft sind es die Massenmedien, denen bei der Bildung von Öffentlichkeit und öffentlicher Meinung eine besondere Bedeutung zukommt. Dabei ist es egal, ob die Massenmedien intentional auftreten und zum Beispiel politische Meinungen verbreiten oder ob die öffentliche Meinung als „Abfallprodukt“ ihrer auf Information und Unterhaltung gerichteten Aktivitäten entsteht (vgl. Luhmann 2000: 303 f.). Im Rahmen dieser Herstellung von Öffentlichkeit, als einer der Kernaufgaben des Journalismus, ist es erforderlich, gesellschaftlich relevante Fragen und Probleme zu identifizieren und durch das Thematisieren auf die öffentliche Agenda zu bringen, so dass sich die Gesellschaft damit aktiv auseinandersetzen und nach Lösungen suchen kann (vgl. Pöttker 1997: 337). Der Journalismus sorgt somit dafür, dass die unterschiedlichen gesellschaftlichen Teilsysteme über Medien miteinander agieren und sich untereinander und übergreifend austauschen können.
Journalismus und Gesellschaft
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) schreibt über das Berufsbild des Journalisten:
„Journalistinnen und Journalisten haben die Aufgabe, Sachverhalte oder Vorgänge öffentlich zu machen, deren Kenntnis für die Gesellschaft von allgemeiner, politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Bedeutung ist. Durch ein umfassendes Informationsangebot in allen publizistischen Medien schaffen Journalistinnen und Journalisten die Grundlage dafür, dass jede Bürgerin und jeder Bürger die in der Gesellschaft wirkenden Kräfte erkennen und am Prozess der politischen Meinungs- und Willensbildung teilnehmen kann. Dies sind Voraussetzungen für das Funktionieren des demokratischen Staates.“
(DJV 2008: 2).
Durch die reine Übermittlung und Artikulation von Meinungen und Problemen soll der Journalismus dabei helfen, dass sich der einzelne Bürger eine eigene Meinung bilden kann (vgl. Eisenstein 1994). Hieraus resultiert zwangsläufig eine Entwicklung, in der die öffentliche Meinung der zuvor durch die Medien veröffentlichten Meinung folgt, durch diese also fundamental und nachhaltig geprägt und teilweise vorgegeben wird (vgl. Ruß-Mohl 2003: 21 ff.). Medien spielen somit nicht nur eine entscheidende Rolle im Meinungsbildungsprozess, sondern verstehen dies sogar als Selbstverständnis ihrer eigenen Existenz und nehmen somit eine tragende Rolle im gesellschaftlichen Zusammenspiel der verschiedenen Teilöffentlichkeiten ein (vgl. Luhmann 2000: 304 ff.).
Um das Funktionieren einer Gesellschaft in einem demokratischen System zu gewährleisten, ist diese also auf den Journalismus, seine Organisationen und Kanäle (die Medien) und seine Akteure (die Journalisten) angewiesen, die nicht nur über ein breites und fundiertes Wissen verfügen und dieses der Gesellschaft zur Verfügung stellen, sondern die sich auch ihrer eigenen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst sind und auf deren Objektivität und Unabhängigkeit Verlass ist (vgl. Schneider / Raue 1996: 14).
Pöttker geht sogar soweit zu sagen, dass eine „moderne, hochkomplexe“ Gesellschaft wie die unsere ohne einen „einigermaßen autonomen Journalismus“, der sich um einen gesellschaftlichen Ausgleich zwischen den verschiedenen Teilsystemen bemüht, „langfristig gefährdet“ sei (Pöttker 2010: 9). Gerade durch das über die Massenmedien ermöglichte Interagieren von verschiedenen Teilöffentlichkeiten und Interessengruppen ist es möglich, Kompromisse und mehrheitsfähige Entscheidungen sicherzustellen, die zwischen allen Beteiligten kommunikativ ausgehandelt wurden und damit nahezu alle Teilöffentlichkeiten und Individuen der Gesellschaft gleichermaßen beteiligt (vgl. Schönhagen 2006: 498).
Journalismus und Anschluss-Kommunikation
Das Bereitstellen von Informationen erzeugt einen weiteren gesellschaftlich wichtigen Vorgang,: Die Anschlusskommunikation innerhalb der Gesellschaft. Das heißt, Rezipienten nehmen die von den Massenmedien und dem Journalismus gelieferten Informationen auf und reagieren darauf in unterschiedlicher Form, beispielsweise, indem sie mit ihren Freunden und Bekannten darüber diskutieren oder indem sie ihre Zustimmung, Kritik oder Gegenvorschläge „zumindest teilweise via Massenmedien veröffentlichen“ und damit weitere Anschlusskommunikation erzeugen (Schönhagen 2006: 498). Es wird der so genannte Two-Step-Flow of Communication in Gang gesetzt, der besagt, dass so genannte Erst-Empfänger ihre aufgenommenen Informationen und Einstellungen an andere Personen durch Gespräche weitergeben und damit selbst als Kommunikatoren auftreten, welche wiederum neue Anschlusskommunikation erzeugen. Schönhagen verweist nicht zuletzt auf das von Hans Wagner begründete Massenkommunikationsmodell der Münchner Schule der Zeitungswissenschaft (vgl. dazu Wagner 1978; Schönhagen 2006: 499 und Schönhagen 2004: 109 ff): Dem Münchner Theorieansatz zufolge vollzieht sich gesellschaftliche Kommunikation zwischen verschiedenen Ausgangs- und Zielpartnern, unterschiedlicher Teilöffentlichkeiten und Kollektive und wird erst durch die massenmediale Vermittlung der Informationen durch den Journalismus ermöglicht. Erst hierdurch wird Anschlusskommunikation in Form von Reaktionen, Antworten und Diskussionen erzeugt und die verschiedenen Teilöffentlichkeiten der Gesellschaft können in einen gemeinsamen Dialog treten. Damit werden durch massenmedial vermittelte Kommunikation weitere „Selbstverständigungsdiskurse“ in der Gesellschaft in Gang gesetzt, was letztlich eine der zentralen Aufgaben von Journalismus und Massenmedien darstellt (Jarren 2000: 23).
Journalismus und Politik
Das Bundesverfassungsgericht hat sich mit der Rolle des http://cialiscoupon-treated.com/ Journalismus im politischen System beschäftigt und beschieden, dass die Presse – und damit auch der Journalismus – „als ständiges Verbindungs- und Kontrollorgan zwischen dem Volk“ einerseits und den von diesem „gewählten Vertretern in Parlament und Regierung“ anzusehen ist (vgl. ausführlich sog. Spiegel-Urteil). Damit hat cialis dosage instructions der Journalismus von der deutschen Judikative eine wichtige gesellschaftspolitische Legitimation zugestanden bekommen, die nicht nur viele Rechte, sondern auch eine nicht zu vernachlässigende Reihe von Pflichten mit sich bringt. Kurt Biedenkopf spricht vom Journalismus im Zusammenhang mit den „Informations-, Vermittlungs-, Kritik- und Kontrollfunktionen“ der Medien auch von einer weiteren, „mit Verfassungsschutz […] ausgestattete[n] Einrichtung“ und (wie auch Ruß-Mohl, siehe oben) sogar von einer „vierte[n] Gewalt […] im funktionalen Sinne“ mit einer „ständige[n] Kontrolle der Ausübung von Staatsgewalt“ (Biedenkopf 1997: 118).
Jarren weist auf die sogenannte „`Vier-Kanal-Öffentlichkeit` der Mediengesellschaft“ hin, in der sich die politische Öffentlichkeit immer weiter ausdifferenziert, da „immer mehr (Zielgruppen-)Medien unterschiedliche Bezüge zur Politik“ herstellten und damit beim Rezipienten „unterschiedliche Perspektiven auf Politik ermöglichen“ (Jarren 1997: 104). Gleichzeitig findet eine Entwicklung statt, in der sich die Medien, unter anderem aus ökonomischen Gründen, immer weiter von der Politik und deren Akteuren distanziert, was dazu führt, dass die Politiker der heutigen Zeit über kein eigenes Mediensystem mehr verfügen, sondern weitestgehend auf das unabhängige Mediensystem angewiesen sind, um ihre Anliegen und Interessen an die breite Öffentlichkeit zu übermitteln (vgl. Jarren 1997: 104).
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das so genannte „Input-Output-Modell“ (vgl. u.a. Easton 1965 und Almond/Powell 1966). Demnach obliegt es dem Aufgabenbereich von Medien und Journalismus, gegenüber der Politik Ansprüche, Bedürfnisse und Diskussionen aus der Bevölkerung und damit Anliegen aus der Gesellschaft heranzutragen, was als `Input`-Leistung begriffen werden kann. Gleichzeitig vermitteln Medien und Journalismus jedoch auch Positionen, Entscheidungen und Handlungen der politischen Teilöffentlichkeit an die anderen gesellschaftlichen Teilöffentlichkeiten, was als `Output`-Leistung bezeichnet wird (vgl. dazu auch Donsbach/Wenzel 2002: 374). Mehr noch, erst durch die mediale Darstellung von politischen Vorgängen und Ereignissen findet diese für einen Großteil der Individuen unserer Gesellschaft überhaupt bewusst statt, wird erst dadurch zu einem Politikum. Oder um es noch schärfer zu formulieren: „Politik „entsteht“ erst im Zusammenhang mit den Vermittlungsleistungen spezieller Organisationen“ (Jarren 1997: 105), nämlich den Medien.
Was ist dran an der Guttenberg`schen Medienkritik?
Ausgehend von meiner kleinen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Journalismus kann ich den von den Guttenberg-Unterstützern hervorgebrachten Vorwurf, die Medien würden sich aktuell mit der falschen Sache auseinandersetzen, nicht verifizieren. Selbstverständlich sind die Ereignisse in der arabischen Welt – insbesondere aktuell in Libyen – für die globale Gesellschaft von enorm großer Bedeutung. Nationale Ereignisse allerdings, die sich beispielsweise auf das Führungspersonal der Bundesrepublik beziehen, können für die deutsche Gesellschaft unter Umständen durchaus von wichtigerer Bedeutung sein. Man bedenke nur, dass die Aufstände in Tunesien (Ben Ali), Ägypten (Mubarak) oder Libyen (Gaddafi) immer auch eng mit den dortigen Führern verknüpft sind. Die Rede ist zu Recht von Verbrechern, die sich an ihrem Volk vergangen haben. Müsste nicht alleine dieser Umstand dazu führen, dass auch in Deutschland über die verantwortlichen Personen an der Spitze des Staates sensibilisiert diskutiert wird?! Und wenn die Wichtigkeit der Thematik, wie es einige Meinungsumfragen zeigen, von einer Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht bewusst erkannt bzw. verkannt wird, ist es nicht nur das Recht, sondern vielmehr sogar die Pflicht eines jeden Journalisten, hierauf hinzuweisen?! Um zu sensibilisieren; um zu bilden; um Anschlusskommunikation zu ermöglichen; um die Grundlage zu schaffen, damit die Bürger ihre staatsbürgerlichen Rechte ausführen können. Man kann in diesem Zusammenhang durchaus von einer gesellschaftlichen Verantwortung sprechen, die dem Journalismus auferlegt ist.
Verständlicherweise haben die politischen Akteure ein großes Interesse daran, wohlgesonnen und positiv in den Massenmedien dargestellt zu werden. Im Grunde genommen sind Politiker vergleichbar mit Unternehmen, die mit verschiedenen PR-Maßnahmen versuchen, ihre eigenen (positiven) Botschaften durch die journalistischen Publikationen an die Öffentlichkeit zu übermitteln. Der Politiker generiert seine Macht durch sein positives Image in der Öffentlichkeit und ist damit quasi dauerhaft angehalten, PR in eigener Sache zu machen. Gleichzeitig kann ein Politiker kein Interesse an negativen Schlagzeilen und somit an einem negativen Image in der Öffentlichkeit haben, weil hieraus ein Machtverfall resultieren kann. Deswegen ist es nur verständlich, wenn in einer solchen Situation von „den bösen Medien“ gesprochen wird, die sich auf irrelevante Themen fokussieren, während angeblich weitaus wichtigere Themen vernachlässigt würden.
Für einen freien und kritischen Journalismus
Eine staatlich regulierte Presse, welche nur die Interessen der Politik verteidigt und als quasi PR-Instrument fungiert, um damit den Machtgewinn/-erhalt der Politiker zu sichern, würde mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer irreparablen Schädigung des demokratischen System führen. Eine Medienlandschaft, die keine Kritik an den Akteuren der Politik sowie an deren Handeln üben kann/darf, kann ihrer Aufgabe, nämlich der von der Gesellschaft geforderten Überwachung von Exekutive, Legislative und Judikative, nicht nachkommen und wäre damit der ihr zugestandenen Rolle als vierter Gewalt beraubt. Eine Demokratie wie die unsere kann ohne das freie und kritische System des Journalismus nicht existieren, umgekehrt ein undemokratisches System wohl kaum mit freien und kritischen Medien überleben.
Dass gerade in jenen Staaten zwielichtige, korrupte oder gar kriminelle Akteure die politische Macht in ihren Händen haben, wo es eine zu starke Bündelung von Medien in der Exekutive gibt, zeigen Länder wie Italien oder (demnächst dann auch) Ungarn – oder eben aktuell auch ein Blick nach Nordafrika. Geht man auf die Suche nach den Gründen für den Untergang der ehemaligen Ostblockstaaten sowie der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), so kann durchaus auch das Fehlen einer Öffentlichkeit, resultierend aus einer starken objektiven Presse, mit aufgeführt werden (vgl. Poerschke 2010). Die politischen Funktion der Meinungsbildung wird in diesen Fällen missbraucht und nimmt einen „dysfunktionalen Charakter an“ (Eisenstein 1994). Denn „bei gleichgeschalteter Publizistik sind die Abwehrmechanismen außer Kraft gesetzt und das Individuum kann sich der Beeinflussung durch Massenmedien nicht entziehen“ (Noelle-Neumann 1979: 65). Ergebnis wäre eine daraus resultierende Gefahr der Manipulation. Selbst wenn das Publikum sich dieser einseitigen und gleichgeschalteten Berichterstattung bewusst wäre, so würde dies nicht vor einer Infiltrierung derselben schützen.
Insofern sollte ein jeder Bürger wohl gerade dann hellhörig werden, wenn politische Akteure und politisches Handeln durch Medien und Journalisten durchweg positiv oder beschönigend gewertet wird, weniger (wenngleich nicht gar nicht) aber, wenn Kritik an den selbigen aufflammt (vor allem, wenn die Kritik auch von grundsätzlich der politischen Meinung der Regierenden als wohlgesonnen anzusehenen Publikationen geäußert wird). Insofern seien die journalistischen Akteure und Organisationen abermals in die Pflicht genommen, ihrem oben beschriebenen gesellschaftlichen Auftrag (auch weiterhin) nachzukommen – selbst oder womöglich gerade dann, wenn ein (großer?) Teil der Gesellschaft dem Ganzen kritisch, ablehnend oder gar vorwurfsvoll gegenübersteht! Und viagra online der Gesellschaft sei zu wünschen, dass sie sich dessen bewusst wird!
Quellen
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– Biedenkopf, Kurt (1997): Politik und Medien – ein notwendig schwieriges Verhältnis? Zum Strukturwandel politischer Öffentlichkeit. In: Bentele, Günter und Haller, Michael (Hrsg.): Aktuelle Entstehung von Öffentlichkeit. Akteure – Strukturen – Veränderungen. UVK Medien, Konstanz [S. S. 111-123].
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– Luhmann, Niklas (2000): Die Politik der Gesellschaft. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main.
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– Poerschke, Hans-Hermann (2010). Öffentlichkeit als Gegenstand gesellschaftswissenschaftlicher Diskussion in der DDR. In: Eberwein, Tobias & Müller, Daniel (Hrsg.), Journalismus und Öffentlichkeit. Eine Profession und ihr gesellschaftlicher Auftrag. VS Verlag, Wiesbaden [S. 43–56].
– Pöttker, Horst (2010): Der Beruf zur Öffentlichkeit. Über Aufgaben, Grundsätze und Perspektiven des Journalismus in der Mediengesellschaft aus der Sicht praktischer Vernunft. In: Publizistik. [URL: http://www.springerlink.de/content/a6h61m540r734123/? p=e4e1a1a3aac041dea85148fad9d66673&pi=0]. [06.05.2010].
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– Wagner, Hans (1978): Kommunikation und Gesellschaft. Teil 1: Einführung in die Zeitungswissenschaft. Olzog, München.
– Weischenberg, Siegfried (1995): Journalistik. Medienkommunikation: Theorie und Praxis. Westdeutscher Verlag, Opladen.
Einzelne Teile dieses Artikels stammen aus meiner Diplomarbeit „Sozialmediale Intereffikation“.