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Nach NPD-Feedback: „Nur nicht einschüchtern lassen!“ – Bluejax ist wieder online

Wie einige sicherlich bemerkt haben war dieses Weblog seit Sonntagnacht nur noch über ein Passwort zu erreichen. Grund dafür war ein Gästebucheintrag, den ich am vergangenen Sonntagabend um 23.19 Uhr bekam und nur wenige Minuten später registrierte. In diesem Gästebucheintrag schrieb jemand unter dem Pseudonym „NPD-Ilmenau“:

„Naja, mal sehen wie sich die Seite so weiter entwickelt.“
Ein einziger, scheinbar harmloser, Satz, der mich aber doch ziemlich nachdenklich gemacht hatte.

Ich wurde in letzter Zeit von einigen Kommilitonen darauf hingewiesen, dass es nicht ganz ungefährlich wäre, in Thüringen öffentlich über Rechtsextremismus zu sprechen bzw. diesen explizit anzuprangern. Freunde erzählten mir, dass sie Angst davor hätten an Demonstrationen gegen Rechts teilzunehmen, da immer wieder von Seiten der Rechtsextremisten gedroht werden würde Demonstranten gegen Rechts mit Video- & Fotokamera aufzuzeichnen und damit eine große Datenbank anzulegen.

Bekannte aus Erfurt waren es auch, die mir erzählten, dass ein Freund von ihnen (ich weiß, eine Erzählung vom Hören-Sagen, die ich aber dennoch nicht vergessen habe) vor einigen Jahren mal in seiner Wohnung von Neonazis überfallen wurde, weil dieser vorher auch als Kritiker der rechten Szene aufgefallen war.

Nun habe ich in meinem Blog auch über die Gegendemos in Erfurt geschrieben & im Vorfeld natürlich auch zur Teilnahme aufgerufen. Ein Artikel wurde auch von „Mut gegen rechte Gewalt“ übernommen. Man könnte also schon sagen, dass ich öffentlich klar Stellung gegen Rechtsextremismus bezogen habe.

Nun wusste ich nach dem Gästebuch-Eintrag von „NPD Ilmenau“ nicht, wie ich mit damit umgehen sollte. Irgendwie hört es sich an wie „Junge, wir haben dich registriert und werden dich streng beobachten“, zumindest macht es auf mich den Eindruck. Ich weiß aber auch nicht, ob es „nur“ eine Beobachtung sein soll oder auch „mehr“ heißen kann. Ein weiterer Eintrag, den ich einen halb Tag davor bekam meinte „bist mir weit zu links meine liebe Zecke“. Also irgendwie machte mich das schon etwas nachdenklich. Zumal dies auch die ersten Einträge in dieser Richtung waren.

Weil ich am Montag morgen eine wichtige Spanisch-Klausur schrieb und dementsprechend gut schlafen und die Gedanken frei haben wollte, entschied ich mich dafür das Weblog noch am Sonntagabend vom Netz zu nehmen, bzw. den Zugang durch ein Passwort zu verwehren.
Gleichzeitig habe ich eine E-Mail an den Thüringer Verfassungsschutz geschickt, in der ich um Rat suchte. Auch an Holger Kulick von „Mut gegen rechte Gewalt“ hatte ich mich gewandt und über dieses vermeintliche „NPD-Feedback“ informiert.

Ich wollte einfach wissen, wie diese die Situation so einschätzen würden. Sowohl der Thüringer Verfassungsschutz, als auch „Mut gegen rechte Gewalt“ haben ja im Umgang mit Leuten aus der rechten Szene Erfahrung, sie wissen wie die Leute so ticken. Wie würden Sie diese Gästebuch-Einträge einschätzen? Haben Sie selber ähnliche Erfahrung gemacht?

Am Montagvormittag kam dann auch gleich eine Rückmeldung des Thüringer Verfassungsschutzes. Darin schrieb man mir:

„(…) Sollte sich aus dem von Ihnen angeführten Gästebucheintrag der „NPD Ilmenau“ eine Bedrohung Ihrer Person ableiten lassen, darf ich Ihnen empfehlen, sich zuständigkeitshalber an die örtliche Polizeidienststelle zu wenden.(…)“

Auch von Holger Kulick bekam ich umgehend eine Rückmeldung. Er schrieb mir:

„Um Gottes Willen nicht einschüchtern lassen!!! Das ist ein uraltbekanntes Rezept der extremen Rechten. Bitte weiter aufrecht gehen und sagen: na und, hähä. So von denen registriert zu werden, ist doch sogar ein Lob: die registrieren, dass da schon wieder einer Mut hat, gegen sie aufzustehen. Und wer bei seinem Mut bleibt, hat nichts zu verlieren. Es kommt jetzt nur darauf an, weitere Mit-Mutige zu finden! (…) Der beste Umgang mit solchen Drohungen oder Beschimpfungen ist, sie sogar online zu stellen. Das spricht dann sehr für sich und macht deutlich, warum Engagement gegen Rechts erst recht so wichtig ist. (…)“

Ich muss sagen, das waren Worte, die mich ermutigten mit meinem Weblog wieder schnellstmöglich online zu gehen.

Ich hoffe auch, dass Menschen, die mit meiner Einstellung oder meiner Meinung ein Problem haben, die Kommentarfunktion an jeden Artikel hier verwenden und sich da äußern. Ich bin immer daran interessiert eine konstruktive Diskussion zu führen, egal, mit wem. Allerdings erwarte ich auch, dass meine Einstellung und meine Meinung akzeptiert und respektiert werden. Sollte ich in einigen Punkten falsch liegen oder andere Menschen sich provoziert fühlen, können sie gerne einen Kommentar hinterlassen. Eine konstruktive und faire Diskussion sollte Priorität genießen! Von Einschüchterungsversuchen halte ich nichts.

Ich möchte darauf hinweisen, dass dieses Weblog ein privates Blog ist, indem ich einfach nur eigene Erfahrungen berichte und zu Themen Stellung beziehe. Gerade angesichts der momentanen Debatte über die Meinungsfreiheit sollte dies hier in Deutschland möglich sein, ohne mit Anfeindungen oder sonstigen Bedrohungen rechnen zu müssen. Falls sich jemand beleidigt oder angegriffen fühlen sollte, darf er mir das wie gesagt in einem Kommentar gerne mitteilen. Ich werde versuchen dies zu beherzigen und stehe Kritik offen gegenüber!
Ich hoffe in diesem Zusammenhang, dass auch alle, denen meine Einstellung oder meine Meinung nicht gefällt, dies respektieren.
„Dialog statt Diskurs“!

bluejax
Erfurt, den 14. Februar 2006

Quellen und Links:
http://myblog.de/bluejax/gb
http://www.verfassungsschutz.thueringen.de/
http://mut-gegen-rechte-gewalt.de/start.php?id=1&
katname=Startseite

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Erstveröffentlichung bei www.myblog.de/bluejax: 14.2.06 19:22
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Von www.myblog.de/bluejax übernommene Kommentare:

1. Eric / Website (15.2.06 14:28)
Lasst dich von den Nazis nicht einschüchtern.
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2. Steff (6.3.06 14:22)
Ich habe meine Seminarfacharbeit über dieses Thema geschrieben und kann dir nur eins sagen: „Hunde, die bellen beißen nich!“
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3. (22.3.06 14:12)
Hallo,
am 25.03.2006 veranstaltet „Deine Stimme gegen Rechts“ ein riesen Benefiz mit über dreißig Hip Hop Acts, Podeumsdiskussion, Infoständen, Freestylebattel und Kurzfilmen.
RAP GEGEN RECHTS startet am 25.03.2006 in der Markthalle in HAMBURG! Karten bekommt ihr unter www.kartenhaus.de RAP GEGEN RECHTS!

UND IMMER DARAN DENKEN:
Es gibt nur dann Gegenwind wenn man etwas bewegt. Dadurch merkt man aber das es auf dem richtigem Weg ist.
Man darf nicht aus Angst schweigen.
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