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Tatort Oaxaca: Demonstrant von Heckenschützen getötet – Am Rande der Eskalation?!

Wie bereits am 08. August 2006 in dem Artikel „Alarmstufe Rot: Repressionen & andauernde Konflikte in Oaxaca – Solidarität mit der indigenen Zivilbevölkerung!“ berichtet, ist in der mexikanischen Stadt Oaxaca de Juárez gerade ein Volksaufstand der Zivilbevölkerung gegen die Regierung des Bundesstaates Oaxaca im Gange.

Mittlerweile wurden von der mexikanischen Regierung mehrere Einheiten einer militarisierten Polizei nach Oaxaca gesandt, um offiziell die Lage zu beruhigen. Allerdings ist zu erwarten, dass die Lage dadurch nur noch weiter zu eskalieren droht.

Tödliche Schüsse

Neue Berichte von mehreren Quellen scheinen die Befürchtungen nun zu bestätigen. Demzufolge wurde am 10. August auf eine Gruppe von Demonstranten geschossen. Ein 50-jähriger wurde dabei getötet, weitere Verletzt. Abgegeben wurden die Schüsse angeblich von einer paramilitärischen Polizeieinheit!

In memorian J.J.C.

Wie Chiapas.ch berichtet wurde am vergangenen Donnerstag eine Massendemonstration des Volkes von Oaxaca von Paramilitärs beschossen. Dabei kam José Jiménez Colmenares ums Leben. Zwei weitere Demonstranten wurden schwer verletzt befinden sich allerdings nicht in Lebensgefahr.

Bei dem Getötete handelte es sich um einen 50 Jahre alter Mechaniker der seine Frau, die selber Aktivistin in der APPO ist, zu der von den Lehrer aus Oaxaca abgehaltenen Demonstration gegen den als korrupt geltenden Regierungschef des Bundesstaates Oaxaca Ulises Ruiz Ortiz begleitete.

Der Bericht eines Zeugen

Der Bericht auf Chiapas.ch wurde von einem Augenzeugen verfasst, der angibt sich zur Zeit des Vorfalls in Oaxaca aufgehalten zu haben. Seinen Worten zufolge umfasste die Demonstration durch die Stadt etwa 20.000 Menschen und verlief ohne Probleme in gewaltloser Manier.

Die Demonstration wurde kurzfristig veranstaltet, weil am Vortag der APPO-Aktivist Germán Mendoza Nube auf offener Strasse aus seinem Rollstuhl gerissen und entführt wurde und bis heute verschwunden ist. Mindestens 7 weitere APPO-Sympathisanten sollen ebenfalls spurlos verschwunden sein. Es wird gemutmaßt, dass Ulises hinter diesen Aktionen steckt. Politische Morde scheinen nicht ausgeschlossen zu sein.

Die Demonstranten waren auf dem Weg zum ehemals staatlich kontrollierten Fernsehsender Kanal 9, der seit einigen Wochen von Frauen besetzt wird und seither ein alternatives Programm ausstrahlt.

Plötzlich fallen Schüsse!

Kurz davor wurde aus einer Wohnung im ersten Stock auf Leute im letzten Viertel der Demonstration geschossen und zwar wiederholte Male. In den ersten Sekunden brach eine große Panik aus, doch schon nach kurzer Zeit beruhigten sich die Leute und versuchten sich zu reorganisieren.

Nachdem sich die Lage wieder etwas beruhigt hatte wurde eine Ambulanz gerufen, die einen vermeintlich bewusstlosen Mann in eine in unmittelbarer Nähe gelegene Klinik einlieferte. Da konnte aber nur noch der Tod des Mannes festgestellt werden. Er starb unmittelbar am Ort, nachdem ihn eine Kugel ins Herz getroffen hatte. Außerdem wurden 2 weitere Verletzte in einem Krankenwagen weggefahren. Einiger der demonstrierenden Lehrer versuchten die Heckenschützen zu verfolgen.

Heckenschützen auf den Dächern der Häuser

Immer wieder sah man einzelne Männer auf den Dächern der umliegenden Häuser, insbesondere auf dem Dach der erwähnten Klinik. Immer wieder befürchteten wir, dass das Feuer wieder eröffnet werden könnte oder dass noch mehr Heckenschützen in der Umgebung auflauern.

Einige Frauen stürmten in eine in der Nähe befindliche Kirche und versuchten durch das laute Läuten der Glocken die Bevölkerung des Stadtteiles zu warnen. Schlussendlich konnten auch 2 der vermutlich 4 beteiligten Täter von den Lehrern festgenommen und der „Fiscalía Especializada en Delitos contra el Magisterio“ übergeben werden, einer extra für den momentanen Konflikt von der Bundesregierung eingesetzten und von der APPO akzeptierten Untersuchungsbehörde. (Quelle: Chiapas.ch)

Mexiko-Lexikon.de hingegen weiß sogar von 8 Verdächtigen zu berichten, die von der Polizei festgenommen und in Untersuchungshaft genommen wurden. (Quelle: Mexiko-Lexikon.de)

Amnesty International zeigt sich besorgt

Auch Amnesty International weiß in einer aktuellen Urgent Action Message von den Vorfällen in Oaxace und dem Mord an José Jiménez Colmenares zu berichten. Demzufolge sollen auch Alejandro Cruz López, Mitglied der Indigenenorganisation OIDHO, sowie die Mitglieder der Lehrergewerkschaft SNTE, die der Lokalzeitung „Noticias“ und die Mitglieder der politischen Gruppierung APPO stark gefährdet sein. (Quelle: Amnesty.de)

Kein Ende in Sicht!

Leider scheinen im Moment keine Bestrebungen erkennbar zu sein, dass sich ein weiteres Ausufern der Gewalt in Oaxaca verhindern lässt. Die Demonstranten scheinen sich von den gewalttätigen Übergriffen von Polizei und paramilitärischen Polizeieinheiten nicht einschüchtern zu lassen. Die Lage bleibt angespannt.

Es bleibt zu Hoffen, dass der letzte Funke, der das Stroh zum brennen und die Lage vollständig zur Eskalation bringen könnte ausbleiben wird!

bluejax
Rottenburg, den 15. August 2006

Quellen und Links:
http://www.bluejax.net/2006/08/08/alarmstufe-rot-repressionen
-andauernde-konflikte-in-oaxaca-%e2%80%93-solidaritat-mit
-der-indigenen-zivilbevolkerung/

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